C8H11NO2

Vier-Kanal-Komposition / Klanginstallation / Elektroakustisches Konzert (2011-2013)

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Die Komposition C8H11NO2 ist eine experimentelle Versuchsanordnung zum Thema Bewusstsein und zur Vermessung der Wahrnehmung. Auf dem sich rasant entwickelnden Gebiet der kognitiven Neurowissenschaften wird dem Neurotransmitter Dopamin, C8H11NO2, eine entscheidende Rolle bei der emotionalen Verarbeitung von Musik und Klängen im Gehirn zugewiesen. Die Frage, wo und wie die bewusste Wahrnehmung von Klängen beginnt, markierte während einer Künstlerresidenz 2011 in Montreal den Ausgangspunkt für diese Arbeit. Die für den darauf folgenden Versuch verwendeten Töne stellte Etienne de Villers-Sidani zur Verfügung, der in seinem Labor an der kanadischen McGill Universität daran arbeitet, neuronale Aktivität im auditiven Kortex anhand verschiedener auditiver Stimuli zu beeinflussen. In seinen Untersuchungen fand er heraus, dass bei einer Beschallung mit einer gleichbleibenden Amplitude über die gesamte Frequenzbreite, dem sogenannten weißen Rauschen, die Zellaktivität verlangsamt wird, während durch reine Töne, die zufällig aber strukturiert angeordnet sind, eine kortikale Plastizität und damit ein auditives Lernen erreicht werden. In seiner "Monadologie" unterscheidet Leibniz die Wahrnehmung in Rezeption, Perzeption und Apperzeption. Die Rezeption ist dabei die passive Detektion von externen Stimuli durch physiologische Rezeptoren. Die Perzeption wird als Aufnahme von Eindrücken und Reizen ohne kognitive Verarbeitung beschrieben, die Apperzeption schließlich als das bewusst reflektierte Verstehen.

In der Versuchsanordnung "C8H11NO2" werden die Zuhörer:innen zu Proband:innen. Zufällige alltägliche Rauschgeräusche werden in der Vier-Kanal-Komposition immanenten Oszillationen, wie der Schumann-Resonanz oder dem Klang eines Pulsars, gegenübergestellt, der Rhythmus eines tropfenden Wasserhahns begegnet elektroakustisch erzeugtem Rauschen auf der Suche nach der Schwelle der Apperzeption. Die Rauschfrequenzen werden so lange gesteigert, bis sie selbst einen klangliche Qualität erreichen, woraufhin eine Ausschüttung von Dopamin erfolgen kann.









Konzert, L'Atelier, Berlin (2013)