BROT UND RO-SEN

Klanginstallation / Chorkonzert / Schallplatte (2020/2023)
Sieben Druckkammerlautsprecher, Digital Verstärker, USB, Stahl, Kabel, bedruckte Fahne, Fahnenhalter

Klanginstallation
odp Galerie / Leipzig





Der Slogan "Brot und Ro-sen" geht zurück auf die Forderung der amerikanischen Textilgewerkschaftlerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts nach gerechtem Lohn (Brot) und einer menschenwürdigen Arbeits- und Lebensumgebung (Rosen). In der Folge fand er auf verschiedenste Art Platz im kollektiven Gedächtnis des Arbeiter- und Frauenkampfes, welcher Ausgangspunkt für die Klanginstallation ist.

Aufwachsend in den 80iger Jahren im Westen der Republik wurden die Kindheitserinnerungen von Anna Schimkat durch das Liedgut weiblicher Musikgruppen wie dem Darmstädter "Hanns Eisler Chor" geprägt, der sich für Frieden und Frauenrechte in der BRD einsetzte. Dagegen war das politische Lied zentraler Bestandteil der gesellschaftlichen Realität in der DDR, in welcher relevante Ziele der Frauenbewegung scheinbar schon umgesetzt schienen. Frauen in der DDR fühlten sich, anders als Frauen im Westen, in der Regel nicht strukturell benachteiligt; das politische Liedgut war hier weniger Element einer politischen Mobilisierung als Teil eines kollektiven Konformismus. Eine kritische Perspektive auf die Frage einer tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter und staatlichen Repressalien gegen Frauen in der DDR bekam ab Ende der 70iger Jahre eine subkulturelle Öffentlichkeit in Literatur und bildender Kunst, etwa durch die Künstlerinnengruppe um Gabriele Stötzer EOG (Erweiterter Orgasmus Gruppe) aus Erfurt.

In der Arbeit "Brot und Ro-sen" werden verschiedene Perspektiven auf die Frauenbewegungen in Ost und West anhand persönlicher auditiver Erinnerungen damaliger AkteurInnen dokumentiert. Die in Interviews und Gesprächen eruierten Melodie- und Textfragmente werden durch Leipziger Sängerinnen neu interpretiert und unkommentiert im Raum als Mehrkanalinstallation präsentiert. So ist es erstmals möglich, dass Frauen, die in zwei politischen Systemen sozialisiert wurden, ihre Stimme gemeinsam erheben. Gleichsam werden die damaligen Themen und Perspektiven ins Jetzt transportiert und die Zuhörenden aufgefordert sich zu Ihnen räumlich, zeitlich und inhaltlich zu positionieren.

Erworben durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.



Konzert
Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig
4. März 2020



Im Rahmen der Ausstellung "Bewußtes Unvermögen – Das Archiv Gabriele Stötzer", Paula Gehrmann und Gabriele Stötzer


Aufnahme
LP, Fragment Factory (2023)








Interviewpartnerinnen:
Hanns Eisler Chor, Darmstadt - Bettina Schimkat, Ingrid Schmidt-Viertel, Dr. Eva Gutheil, Renate Gieg
EOG (Erweiterte Orgasmus Gruppe), Erfurt - Gabriele Stötzer, Verena Kyselka
Musikpädagogin und Chorleiterin, Gotha - Dr. Susanne Polcuch

Sängerinnen Installation:
Lea Oelkers, VeraSeyffert, Dorothee Schicht, Nina Stühring, Deborah Jeromin, Johanna Posenenske, Stefanie Spiegler

Sängerinnen Schallplatte:
Henriette Aichinger, Clara Ehrenwerth, Kristin Elsner, Marie Kraja Lea Oelkers, Johanna Posenenske, Josefine Poser, Juliane Schmidt, Vera Seyffert

Aufgenommen bei Nebo Klak, Leipzig 2022


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