TALENTSHOW - Die Reihe zu Kunstschaffenden und ihren Werken in unserer nächsten Nähe

Was macht das für ein Geräusch? – die Frage mag anfänglich etwas naiv wirken. Aber nach den Lockdown-Erfahrungen fallen manchen vielleicht der urbane Klangteppich und einzelne Geräusche mehr als zuvor auf. Für Anna Schimkat steht die Frage am Beginn einer künstlerischen Arbeit – so etwa bei der Anfang Juni zu hörenden Soundinstallation "Schlagzeichen" an der Plagwitzer Heilandskirche. Gewöhnlich herrscht hier Ruhe. Die Glocken verschwanden zuerst als Granatenfutter im Ersten Weltkrieg und die in späteren Friedenszeiten neu beschafften können aufgrund eines Konstruktionsfehlers nicht läuten. Heute beherbergt der zweithöchste Kirchturm der Stadt neben den schweigenden Glocken den Sendemast eines Handyanbieters. Insgesamt 3.000 Glocken wurden in Sachsen als Kriegsmaterial im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen, recherchierte die Künstlerin für eine Sound-Objekt-Installation in Mutzschen, die im vergangenen Jahr stattfand. "Die Glocken von Mutzschen" entstanden gemeinsam mit dem Kirchenchor und eine Installation war auch auf einem Feld nahe dem Künstlergut Prösitz zu sehen. Quadratische rot-weiße Flaggen waren zu "PAX" aus dem Winkeralphabet auf einem Gerüst aufgestellt samt Geräuschkulisse. "Ich nehme das, was da ist", so beschreibt sie ihre Herangehensweise für ortsbezogene Arbeiten. Die vorhandenen Geräusche werden abstrahiert und in einen neuen Sound umgewandelt. Daraus entstehen in Kombination mit Objekten/Skulpturen Räume und führen zu Schimkats eigentlicher Ausbildung: Bildhauerin. (...)

Britt Schlehahn
KREUZER LEIPZIG 06/20